•  
  •  

Myroagogik


                                                                     "Trauer ist eine Entwicklung. Man muss sie gewähren lassen".
                                                                                                                                                            Esther Klepgen, Autorin

Myroagogik setzt sich zusammen aus den beiden griechischen Wörtern "myromai" = klagen, weinen, kreativ trauern und "Agogik" = anleiten und begleiten. Es ist eine uralte Tradition aus der Antike die nur noch vereinzelt auf der griechischen Halbinsel Mani, Südgriechenland, geplegt wird. Es handelt sich dabei um Klagegesänge in improvisierter Gedichtform, Melodie und Text werden jeweils während des Trauerrituales neu erfunden. Studien und Untersuchungen haben aufgezeigt, dass die Bevölkerung solcher Regionen, welche aktiv Trauerrituale pflegen, besser und "gesünder" mit Trauer umgehen und dabei psychisch stabil bleiben und besser wieder ins Leben zurück finden. 

Das Lebens- und Trauerumwandlungsmodell, kurz "LTUM", entwickelt von dem griechischen Psychologen und erfahrenen Trauerbegleiter Dr. Jorges Canacakis, eröffnet jedem, der sich darauf einlässt, eine Möglichkeit, seine Trauer zu spüren, sie zu wandeln und dabei auch seine Lebendigkeit neu zu entdecken, zu fördern und zu erhalten. Die Erkenntnisse aus der Myroagogik wurden dabei integriert und für unseren Kulturraum adaptiert. Es hat einen klaren anthropologischen und wissenschaftlichen Hintergrund, ist unabhängig von Konfessionen und beruht auf den neuesten Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie und der Persönlichkeits-Theorie sowie auf Modellen der rituellen- und symbolischen Traditionen. Ziel dieses Ansatzes ist es, lebenshindernde Trauer in lebensfördernde Trauer umzuwandeln. Dieses Modell ist klar von bekannten Therapieansätzen abgegrenzt und hilft den Trauernden zur Selbständigkeit und Selbstverantwortung, Entdeckung der eigenen Recourcen und der kreativen Gestaltung sowohl der fassbaren als auch der unfassbaren Trauer. 

Das Lebens- und Trauerumwandlungsmodell (LTUM) versteht die Trauer als eine der wichtigsten Ausstattungen des Menschen im Umgang mit Veränderungssituationen, insbesondere mit Verlusten, Trennungen, nicht gelebtem Leben und betrogener Kindheit. Es geht davon aus, dass Trauer "keine Krankheit" ist. Sie ist vielmehr die Basis unserer emotionalen Ausstattung, die auf Entwicklung angelegt ist, um im Alltag "Gefühlsorientierung" zu finden. Das Hauptziel des Modells ist es, die Trauerfähigkeit als Lebensressource so weit zu entwickeln, dass die Auseinandersetzung mit dem "Werden und Vergehen" gelingen kann. Dies geschieht durch Umwandlungsprozesse in einer stützenden und schützenden Solidargemeinschaft. Durch kreativen Ausdruck, symbolische Handlungen, Struktur- und Orientierung gebende Rituale wird selbst erlebt und spürbar, dass aus vital gelebter Trauer Lebendigkeit gewonnen wird. Vermiedene und verdrängte Trauer führt hingegen zu Angst, Versteinerung, Erkältung und zu unsere Volkskrankheit Nr. 1, der Depression.

Durch die gelebte und ausgedrückte Trauer kommt es auch zur Entwicklung - meist brach liegender - menschlicher Potenziale: Der Aneignung emotionaler Kompetenz, der Stärkung und Entwicklung der Persönlichkeit und des Willens, der Förderung der Sinneswahrnehmung und des kreativen Ausdrucks. Sie dient der Gesundheitsprävention, vor allem bei Burnout-Phänomenen.

Seminare und Workshops sind für Betroffene gedacht und diejenigen, die sensibel für die eigene Trauer werden wollen und einen "heilsamen" Umgang mit ihr suchen. Ehepaaren, Freunden und Verwandten wird eine Teilnahme an getrennten Seminaren empfohlen Nach einem aktuellen Verlust wird eine Teilnahme frühestens nach ca. 3-6 Monaten.